Monday, April 24, 2006

Essen in Afghanistan

Hier kommen mal ein paar Bildimpressionen aus dem afghanischen Lebensmittelhandel.

Bäckereien in Kabul (das Brot ist recht lecker)


Ein Kebabgrill (man beachte die Hammel im Hintergrung)


Trockenobst - eine afghanische Spezialität


In einem Kabuler Restaurant (wir sitzen im hinteren Teil des Establitaments
über der "Küchenbox", daher die tiefe Decke)



Beim Eisessen - ein sehr netter "Serviervorschlag", wie ich finde

Recruitment-Conference

16.-17.04.2006




In meiner Zeit bei AIESEC habe ich mich ja sehr viel damit beschäftigt Mitarbeiter zu werben, auszuwählen und einzubinden. Genau das wird in den nächsten Wochen meine Aufgabe für PAIWASTOON sein, nur dass ich hier sogar mal mit einem Gehaltsscheck wedeln darf.

Als Startpunkt habe ich dafür die „Future Buisiness Leaders Conference“ gewählt, die AIESEC Afghanistan an zwei Tagen ausrichtet. Mein Chef, Herr Schlabach, ist extra zu dieser Konferenz für ein paar Tage aus Deutschland angereist.

Der erste Tag spielt sich an der Kabul University ab. Mein Chef gibt einen Workshop zum Thema „Afghan Impact on the Internet“ und ich führe jede Menge Gespräche mit jungen afghanischen Studenten, um ihnen einen Job bei mir schmackhaft zu machen bzw. mir die fähigsten dafür herauszupicken.

Der zweite Tag, die Teilnehmerzahl wurde von 500 auf 200 eingedampft, wird im Intercontinental-Hotel abgehalten. Jede Menge Reden, die meisten mit dem Inhalt „Wir können stolz sein Afghanen zu sein, weil wir Afghanen sind“ und ein leckeres Buffet warten auf uns. Am Ende des Tages habe ich Unmengen Visitenkarten verteilt und hoffe dementsprechend auf jede Menge Bewerbungen in den nächsten Tagen. Zum Ausklang spielen noch Musiker der Aga Khan Musikschule im kleinen Kreis und ich erlebe das erste mal wie afghanische Männer feiern. Mir persönlich macht ja wildes Tanzen ohne Frauen nicht so einen Spaß.


Ich lausche im Interconti den Reden zum Thema "Business Leadership". Neben mir der Präsident von AIESEC International, Brodi, und Herr Schlabach, mein Boss (mit Laptop)

Ich führe aber noch ein nettes Gespräch mit dem Manager der Musikschule und genieße den Ausblick vom Interconti über Kabul.

Sunday, April 23, 2006

Auf dem Lande

14.04.2006


Die Chancen ohne Auto mal aus Kabul herauszukommen sind eher gering, daher freue ich mich um so mehr über eine Einladung von Mirwais (dem mit dem „ersten Mudschahedin Bruder“). Mit Kholids rotem Kleinbus geht’s raus in die hügeligen Ausläufer des Hindukusch vor den Toren Kabuls. Hier besitzt Mirwais (der wie ich erfahre ein direkter Nachkomme des Propheten Mohammed sein soll) ein Gestüt. Auf dem Weg dorthin will Kholid tanken, aber keine der Tankstellen hat mehr Diesel – also wird einfach mal Normalbenzin in den Tank gekippt. Die Karre fährt jetzt nur noch knappe 40 Sachen aber was solls, gibt ja auch viel zu gucken. Mir wird erklärt, dass das ganze Gebiet hier draußen noch vor wenigen Jahren dicht bewaldet war. Inzwischen sieht man so gut wie keinen Baum mehr – die Russen haben alles niedergebrannt, um die Region besser kontrollieren zu können.

Als wir bei Mirwais ankommen soll es erst mal einen Ausflug zum Alexanderhügel geben. Alexander der Große soll hier seinerzeit ein Basislager errichtet haben. Da ich erkältet bin und meine Pferdeallergie sich zusätzlich auch schon leicht bemerkbar macht, überlasse ich das Reiten anderen und lasse mich stattdessen mit einem Geländewagen durch die unwegsame Gegend chauffieren. Auf den Alexanderhügel wird natürlich gewandert.

Beim Durchfahren der kleinen Dörfer und Gehöfte auf dem Weg fallen mir immer wieder weiße Markierungen an Hauswänden und Mauern auf. Auf Nachfragen wird mir erklärt, dass hier Minenfelder ausgemacht wurden und die Zeichen Aufschluss darüber geben, ob diese bereits geräumt wurden. Bei der Wanderung ist mir entsprechend mulmig zumute.

Afghanische Folklore - aber keine Touristen! Eine spontane Jamsession

Wieder zurück in Mirwais Landhaus, gibt es erst mal ein ordentliches Kebabfrühstück und anschließend afghanische Livemusik. Sehr stylisch.


Back/Big in Kabul

13.04.2006

Nach zwei Wochen Strategieplanung in Deutschland soll es jetzt ernst werden und die Arbeit in Kabul wird richtig losgehen. Es gilt ein Team zusammenzustellen und den Markt zu erobern.

Für diese Aufgabe werde ich bei meiner Rückkehr nach Afghanistan standesgemäß empfangen. Eine Strechlimosine steht am Flughafen bereit!

Mit der Streachlimo vors Interconti

Na gut, der Empfang gilt eher Brodi, dem Präsident von AIESEC International, der mit der selben Maschine wie ich eingeflogen ist, um dem neuen AIESEC-Land Afghanistan einen Besuch abzustatten. Trotzdem profitiere ich natürlich davon und lasse mich mit dem edlen Teil durch die Straßen Kabuls gondeln. Wenn einem als westlichen Ausländer schon alle Aufmerksamkeit auf der Straße gehört, so gilt das jetzt potenziert. Ein wildes Hälserecken und Fingerzeigen, das Geschoss das die AIESECer von einem ihrer Partner geliehen bekommen haben erregt jede Menge Aufmerksamkeit.


Zwischen den Welten

Die ersten zwei Wochen sind um, was für mich bedeutet ersteinmal wieder nach Deutschland zurückzukehren. Mit den gesammelten Informationen und den persönlichen Eindrücken werde ich mit meinem Chef eine Planung für die nächsten drei Monate ausarbeiten.
Schon komisch wieder im wohlgeordneten Deutschland unterwegs zu sein. Alles ist aufgeräumt, alles straff durchorganisiert und kein Mensch hupt.
Kommt einem schon wie ein kleines Wunder vor, dieses Land. Wer hier wohl für die Organisation verantwortlich ist?
Als ich im ICE meinen Laptop aufklappe höre ich erstauntes prusten meines Sitznachbarn. "Der ist aber staubig!"
Lustigerweise kommt er auch gerade aus einem Entwicklungsland zurück, Tansania, wo er seine Freundin, die in einem AIDS-Projekt arbeitet, besucht hat. Wir haben also gleich ein Super Gesprächsthema.
Zu Hause erwartet mich natürlich etwas leckeres zu Essen, eine heiße Badewanne und viele Fragen.
Nach Hause kommen ist definitv etwas Schönes, auch wenn ich bisher kein Heimweh hatte - ich freue mich schon aufs nächste Heimkommen.

Thursday, April 06, 2006

Taxifahren

Etwas, was ich immer wieder faszinierend finde, ist mit dem Taxi durch Kabul zu fahren.

Von Fahren kann man zwar meist nicht sprechen, da die Rushhour morgens um 7 beginnt und erst gegen 19 Uhr endet, wenn aber mal ein paar Meter freie Straße in Sicht sind, dann wird das Pedal auch durchgetreten. Die Vorfahrt muß generell erzwungen werden und auf den Kreuzungen entstehen groteske Automosaike, denn anscheinend sind sich die Afghanis nicht so recht einig, ob nun Rechts- oder Linksfahrgebot herrscht. Beim links abbiegen zum Beispiel, wird auch schon mal in den Gegenverkehr hinein abgebogen, so das die entgegenkommenden Fahrzeuge halt so lange warten müssen, bis sich in der in Fahrtrichtung fließenden Blechlawine eine eine Lücke ergibt, in die man hinein stoßen kann. Hauptsache man hat erstmal den Abbiegevorgang erfolgreich durchgeführt und ist nicht im Strom der Fahrzeuge weiter gespült worden.

Dabei wird natürlich immer ordnungsgemäß gehupt!

Es ist übrigens wirklich interessant, wie viele von diesen Hupmelodien es gibt, da gibt es hier echt einen Markt.

Die Taxis selbst sind gelb, es gibt unzählige davon in Kabul und die Preise unterscheiden sich für hiesige Verhältnisse drastisch (die Preise für eine Fahrt im Stadtgebiet bewegen sich zwischen 70 Cent und 1,40 Euro).

Es gibt uralte Kisten, mit völlig abgefahrenen Reifen und unzähligen Beulen aber auch neuere Fahrzeuge (mit genauso vielen Beulen).

Altes und neues Taxi auf den schlammigen Straßen Kabuls

Im Innenraum ist meist das Armaturenbrett schön mit Teppich verziert und es hängen Afghanistan-Wimpel am Rückspiegel. In jedem Taxi mit dem ich gefahren bin, war die Frontscheibe gesprungen, und zwar nicht so ein kleiner Riß am äußeren Rand, sondern ein fetter quer über die gesamte Breite. Zum Glück gibt es ja Ahmed Schah Masud, der im DinA4 Format einen stabilisierenden Faktor mitten auf der Scheibe bildet.


Die absolute Ausnahme: Ein Taxi mit intakter Windschutzscheibe und eine freie Straße

(Ibrahim hat sich übrigens sehr gefreut, dass ich ihn bei der Arbeit photographiren wollte)

Was ich aber eigentlich faszinierend an den Taxifahrten finde, sind die Eindrücke, welche massiv auf einen einströmen. Wie gesagt müssen die Autos wegen des Verkehrsaufkommens langsam fahren, so dass man intensiv beobachten kann. Man fährt vorbei an den Ladenzeilen, an denen auf dem Bürgersteig, im Staub Kabuls und den Abgasen der Autos Pommes auf dem offenen Feuer frittiert, Obst, Fisch oder Rindshälften angeboten und verschiedene Tees ausgeschenkt werden. Es gibt Läden in den raubkopierte Filme und Computerprogramme verkauft werden. Männer fahren ihre in Burkagehüllte Frauen auf dem Fahrrad spazieren, Kriegsversehrte bieten Telefon-Credit-Cards an und Bewaffnete Sicherheitskräfte stehen in lässiger Pose vor ihren zu schützenden Objekten.

Dazu dröhnt aus dem Autoradio orientalische Popmusik – diese Szenen könnte man ungeschnitten im Fernsehen senden.

Laut deutscher Botschaft wird vor Taxifahrten auch gewarnt (wegen Entführungen), was für mich bedeutet, dass ich meist einen afghanischen AIESECer bitten muß, mit mir zu fahren. Als ich gestern früh am Morgen fahren mußte, hat mir der Guard der Mediothek ein Taxi gestoppt und dessen Kennzeichen aufgeschrieben (und den Fahrer dies auch angezeigt). Schon krass.

Die Burka

Weil es wahrscheinlich erwartet wird, will ich an dieser Stelle auch ein paar Zeilen über die Burka schreiben, das Ganzkörpergewand für Frauen, das während der Talibanzeit weltweite Berühmtheit, als Merkmal der Unterdrückung der Frauen erlangt hat.

Ein kurzer geschichtlicher Abriss: Die Burka wurde von einem Afghanischen König eingeführt, um den Frauen seines Harems die Möglichkeit zu eröffnen, den Palastbereich zu verlassen und durch die Stadt zu gehen. Die Schönheit dieser Frauen war legendär und ihr Anblick allein dem Schah vorbehalten.

Schnell setzte sich das Tragen einer Burka als Zeichen von adliger Herkunft und schließlich als Symbol für Reichtum durch. Wie auch im europäischen Mittelalter, galt Blässe als vornehm, was auch den Frauen selbst ein Motiv zum Tragen dieses Kleidungsstücks lieferte.

Irgendwann setzte sich die Burka in allen Bevölkerugsschichten durch und wurde in einen Religösen Kontext gerückt.

Es war wiederum wieder die Oberschicht, welche die Burka als erste ablegte und eine stärker am Westen orientierte Art sich zu kleiden bevorzugte. Während der Talibanzeit war die Burka verpflichtend für alle und auch heute noch tragen sie viele Frauen.

Auch die Flüchtlingslager während der diversen Kriege, haben der „Purda“, dem Wegsperren der Frauen aus religiösen Gründen, Vorschub geleistet. Die Männer versuchten so irgendwie ihren Machtverlust zu kompensieren, bzw. in der Enge der Lager Seitensprünge zu vermeiden.

Wenn man durch die Straßen Kabuls geht, trifft man immer noch auf viele mit Burka bekleidete Frauen aber auch auf ebensoviele Frauen, die den eigentlich in Afghanistan traditionell etablierten Schal tragen(ein großes Tuch, das Kopf und fast den ganzen Körper bedeckt, das Gesicht aber frei läßt). Auch sieht man modern gekleidetet Frauen, mit einem einfachen Kopftuch.

Burka beim Einkaufen

Die Burkas in Kabul sind blau, in Mazar i Shrif weiß, in Herat gelb und Khandahar schwarz.

Der Anblick meiner ersten Burka war für mich weniger erschreckend als eigentlich erwartet, den die Frauen haben sich an dieses Kleidungsstück gewöhnt und tragen es mit einer gewissen würde, trotdem ist es natürlich ein komisches Gefühl, wenn man durch das Fadengitter hindurch von unsichtbaren Augen angeschaut wird.

Eine sehr schöne Schilderung über das Tragen von Burkas findet sich in dem Buch: „Der Buchhändler von Kabul“ von , das auch sonst sehr anschauliche Schilderungen über das Leben in Kabul aus unterschiedlichen Perspektiven liefert.
Somit zum Schluß hier also ein Buchtip:
Der Buchhändler von Kabul von Asne Seierstad – absolut lesenswert!