Sunday, March 26, 2006

Spuren des Krieges

23.03.2006

In Kabul selbst sieht man viele zerstörte Gebäude und kann erahnen wie diese Stadt gelitten hat als die Warlords Masud, Hekmatyar und Dostam sich von ihren jeweils besetzten Hügeln aus mit Raketen beschossen haben.

Noch deutlicher vor Augen tritt die erst vor kurzem beendete Ära der Kriege (Sowjetunion, Bürgerkrieg, „Anti-Terror-Kampf“) beim erklimmen des Mausoleumhügels (siehe vorheriger Bericht).

So weisen zunächst die Gebäude am Stadtrand eindeutige Einschußlöcher auf.

Der kleine rote Bus kämpft sich die Serpentinen hinauf, vorbei an einem Friedhof, der einen kompletten Nachbarhügel einnimmt. Das typische ocker, das als Farbe die komplette Landschaft prägt, wird hier durch unzählige kleine grüne Fahnen bereichert, die neben den tausenden Grabsteinen errichtet wurden (grün ist die Farbe des Islam).

Ein anderer Hügel in der Nähe gibt mir eine Erklärung dafür, worüber ich beim lesen meiner Afghanistan-Literatur noch verwundert die Stirn gekräuselt hatte: Die Taliban haben während ihrer Regierungszeit zahlreiche Verbote erlassen, darunter das Verbot 'Drachen steigen zu lassen'. Auf diesem Hügel, auf den wir nun Blicken, lassen dutzende von Kindern ihre Drachen steigen und mir fällt erst jetzt auf, dass es verhältnismäßig viele Drachen in den kleinen Läden an Kabuls Straßen zu kaufen gibt. Die Afghanis bestätigen, dass dieser Sport hier sehr populär ist.


Von unserem Hügel aus, bietet sich eine tolle Aussicht über die Dächer Kabuls

Aimal, Khalid, Waheed und Mahmut

Als wir endlich an der Anlage oben auf dem Hügel angekommen sind, finden sich auch dort massive Spuren der Kriege. Massenmeise Patronenhülsen und Reste von Artillerie-Munition liegen herum. Aus einer der schmalen Scharten des riesigen Gebäudes ragt das Rohr eines zerstörten Geschützes. Die Anlage selbst weist viele Spuren von Raketentreffern auf, die allerdings dem aus dicken Lehmmauern bestehenden Gebäude nur wenig Schaden zufügen konnten.


Zerstörte Artillerie

Am Tor des Gebäudes sitzen drei bewaffnete Männer und erklären uns, dass das hier militärisches Sperrgebiet ist und wir umkehren müssten. Sie lassen uns noch ein Foto machen und meinen, dass auf diesem Hügel die Truppen von Ahmed Schah Masud gestanden hätten.

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