Sunday, March 26, 2006

Das Konzept Zeit

23.03.2006

Durch langjährige Mitarbeit bei AIESEC habe ich mich ja eigentlich schon recht intensiv mit der Thematik „Interkulturelle Kompetenz“ auseinandergesetzt und konnte auch schon so manche praktische Erfahrung sammeln, wie sich unterschiedliche Weltsichten im täglichen Leben/ Zusammenleben bemerkbar machen.

Heute ist mir aber mal wieder ein besonders beeindruckendes Beispiel begegnet.

Schon bei meiner Ankunft in Kabul war mir auf einem der vielen Hügel in und um die Stadt, eine Burg oder eine Art Mausoleum aufgefallen, mit recht großen Ausmaßen, ziemlich gut erhalten und vor allem alt aussehend. Gerade im Kontrast zu den meist kleinen Bauwerken und der Zerstörung, die sonst das Stadtbild prägen, eigentlich sehr auffallend.

In der Annahme, dass es sich um ein wichtiges Stück afghanisches Kulturgut handelt, wollte ich wissen, was denn das nun sei. Als Antwort bekam ich nur fragende Blicke von meinen afghanischen Begleitern und ein kurzes knappes „irgendeine militärische Anlage“.

"Irgendeine Militärische Anlage"

Da der Ausflug zum Pferdezüchter leider auf unbestimmte Zeit verschoben werden mußte (Planung ist hier relativ), haben Markus, Mahmut, Wahid, Aimal, Khalid und ich uns entschlossen, uns das "Burg Ding" mal näher anzuschauen.

Ich versuche noch einmal herauszubekommen, um was für eine Anlage es sich denn nun handelt, bekomme aber wieder keine Antwort. Ehrlich gesagt hatte ich wirklich den Eindruck, dass die Jungs der Meinung waren, die Anlage wurde irgendwann während der Kriege der letzten 20 Jahre gebaut.

Auf meine Anmerkung, dass das Teil ja wohl eine ganze Ecke älter sei, meint Waheed nur: „OK, this things are just here, nobody cares about. Today is important, not yesterday.“

Da das unter unseren Afghanis einhellige Meinung war, muß ich jetzt wohl versuchen, dass in mein Kulturverständnis dieses Landes einzuarbeiten, was für mich als Historiker nicht leicht sein wird. Zumal diesem Volk geschichtsbewußtsein nicht unbedingt abgeht, Traditionen und die Namen vergangener Herrscher sind durchaus präsent, nicht zuletzt das Parlament fußt auf der althergebrachten Loya Jirga, der Pashtunischen Stammeszusammenkunft.



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