Saturday, May 20, 2006

Picknick in den Bergen

Kabul ist laut, dreckig und staubig. Da nutzt man gerne jede Gelegenheit um aus der Stadt herauszukommen. Das geht nicht nur den Ausländern so, sondern auch den Einheimischen.

Sultan Karimi, der Chef der Mediothek, hat mich für diesen Freitag eingeladen, mit in sein Landhaus in den Hügeln vor Kabul zu kommen, zu einem Picknick mit Freunden, darunter viele Deutsche.

Als wir mit den Geländewagen den unwegsamen Pfad, vorbei an Nomaden und ihren Schafherden, bezwungen haben, bin ich beeindruckt von dem Bauwerk, dass Sultan hier in der Einöde errichten lassen hat. An einen der Hügel schmiegt sich eine kleine Burg, mit zwei Türmen und einem großen Innenhof. Mit ihrer Mischung aus klassischen afghanischen und irgendwie deutsch wirkenden Elementen, fühlt man sich fast ein wenig an den Rhein versetzt.

Das Picknick findet aber vor der „Burg“ statt und auch hier hat Sultan wert auf die Optik gelegt. Ein großer Baldachin aus Samtstoff, darunter dicke Teppiche und jede Menge Kissen laden die Gäste zum typisch orientalischen Hinfläzen ein. Es gibt jede Menge Essen und die Anwesenden Europäer tauschen sich rege aus. Unter anderem treffe ich Heinz, den deutschen Nationaltrainer der afghanischen Nationalmannschaft. Er arbeitet für den DFB und hat neben dem Trainerjob noch den Auftrag ein Ligasystem in Afghanistan zu etablieren. Nach diesen Infos war ich ja schon lange auf der Suche. Die Möglichkeit ein Spiel im Kabuler Nationalstadion zu sehen, rückt ein Stück näher. Werde Heinz demnächst mal anrufen.

Vollgefuttert und braungebrannt geht es am Nachmittag wieder zurück in die Staubmetropole.

Eine Woche später habe ich noch einmal die Gelegenheit, das schöne Domizil zu nutzen. Diesmal weniger pompös, dafür afghanischer mit Sultans Familie. Es wird zünftig mit Fingern gegessen (auch die Suppe... das können nur Afghanen) und ich habe ein bisschen Angst um meinen Magen, da es leider nur Leitungswasser zu trinken gibt, welches gut gekühlt mitgebracht wurde. Nervös macht mich dabei vor allem, dass es in dem Haus noch keine Toilette gibt. Aber mein Magen scheint sich schon gut akklimatisiert zu haben.

Am Nachmittag zeige ich den Jungs der Familie, die mich „Coco Khareji“ = „Onkel Ausländer“ nennen, wie die deutschen Fußballtugenden aussehen.

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